Psychotherapeutische Praxis

Hajo Hamplewski

 

Ich habe jeden Augenblick meines Lebens schreckliche Angst gehabt, und ich habe ihr nie gestattet, mich von irgendetwas abzuhalten, dass ich tun wollte.


Georgia O‘ Keefe








Psychotherapie ist vor allem eine Begegnung zwischen zwei Menschen und in gewisser Weise „Teamwork“. Unabhängig von der therapeutischen Methode hängt der Erfolg einer Psychotherapie weitgehend von der Qualität der Beziehung zwischen Therapeut und Klient ab.  Deshalb bemühe ich mich insbesondere um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in einer wertschätzenden Atmosphäre.

Psychische Probleme sind oft verbunden mit Stagnation, einem Verlust an persönlicher Freiheit und eingeschränkter Lebensfreude. Eine erfolgreiche Psychotherapie soll ermöglichen, wieder ein „gutes“ Leben zu leben. Ich gehe davon aus, dass Menschen über viel mehr Potential zur Bewältigung psychischer (oder körperlicher) Probleme verfügen, als sie selbst glauben. Und dass es auch angesichts einer unveränderlichen schmerzhaften Situation möglich ist weniger zu leiden, indem man lernt, anders mit sich selbst und den eigenen schmerzhaften Gefühlen umzugehen.

Bei Angststörungen findet die Behandlung zum Teil außerhalb der Praxis statt - an den Orten, die jemand angstbedingt ohne therapeutische Unterstützung nicht mehr oder kaum noch aufsuchen kann. Dies ist ein klassisch verhaltenstherapeutisches Vorgehen (Exposition), das oft sehr wirksam ist.

Als Verhaltenstherapeut betrachte ich wie ein Mensch denkt, was er fühlt, wie er sich verhält, in welchem körperlichen Zustand er sich befindet sowie aktuelle und vergangene Lebensbedingungen und wie diese Komponenten sich gegenseitig beeinflussen. Insofern ist der Begriff Verhaltenstherapie etwas irreführend. Dennoch: Manchmal verändern allein kleine Verhaltensänderungen, die über einen längeren Zeitraum praktiziert werden, das Selbstbild, den Glauben an die eigenen Fähigkeiten und das emotionale Erleben. Ändern wir jedoch ein Verhalten unter dem wir selbst oder andere leiden und mit dem wir uns von dem Leben entfernen, das wir eigentlich leben wollen, dann ist dies oft mit unangenehmen Gefühlen verbunden. Ohne die Bereitschaft, zunächst mit diesen Gefühlen zu sein, ist eine “Lebensverbesserung“ meist nicht möglich.

In meinem therapeutischen Vorgehen orientiere ich mich an der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) - einer relativ neuen Strömung innerhalb der Verhaltenstherapie. In diesem Ansatz geht es in erster Linie nicht darum, schmerzhafte Gedanken und Gefühle zu verändern. Ziel ist eher, sich anders als bisher auf sie zu beziehen und eine liebevolle, mitfühlende Haltung sich selbst gegenüber einzunehmen. Weiterhin wird daran gearbeitet, einschränkende Selbstdefinitionen los zu lassen und präsenter (achtsamer, gegenwärtiger) im „Hier-und jetzt“ zu sein. Gelingt dies, ist es zunehmend leichter, die eigenen Gedanken und Gefühle nur noch dann zur Richtschnur für das eigene Verhalten zu machen, wenn sie einem werteorientierten Leben dienlich sind. 

In der ACT wird die Existenz psychischen Leids nicht zwangsläufig mit dem Vorliegen einer „Störung“ oder „Krankheit“ gleich gesetzt. Vielmehr wird der Tatsache Rechnung getragen, dass leidvolles Erleben auch ein Nebenphänomen der menschlichen Existenz ist. Jeder Mensch ist früher oder später mit Trennung oder Verlust eines geliebten Menschen, Einschränkungen durch Krankheit und Alter konfrontiert. Das Ausmaß des Leidens ist stark abhängig von der inneren Haltung, der Qualität des Mitgefühls mit sich selbst.